Minden (MI). Edith von Wrisberg, mehr als zwei Jahrzehnte Stadtverordnete der Mindener Initiative (MI) im Rat der Stadt Minden, hat sich aus der aktiven Kommunalpolitik verabschiedet. „Es war eine spannende Zeit in einem Bereich, der nicht zum Stillstand kommt“, blickt die ehemalige Kauffrau und Unternehmerin zurück.
Vor 26 Jahren kam Edith von Wrisberg in die Politik. „Die Unabhängige Wählervereinigung Mindener Initiative war damals gerade gegründet worden. Und dieses nicht an eine Partei gebunden sein interessierte mich“, sagt die Rentnerin. Aus einem Engagement zunächst im Hintergrund wurde knapp fünf Jahre später eine Kandidatur für den Rat und bei der Kommunalwahl der Einzug für die MI in die Stadtverordnetenversammlung.
Kultur liegt Edith von Wrisberg besonders am Herzen
Sie engagierte sich im Kulturausschuss, davon zehn Jahre als stellvertretende Vorsitzende, wirkte im Haupt- und Gleichstellungsausschuss und als stellvertretende Vorsitzende der Ratsfraktion der MI. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Wählervereinigung setzte Zeichen im Arbeitskreis Steuerung und Finanzen, wirkte im Aufsichtsrat der Stadttochter Mindener Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungs GmbH (MEW) und im Arbeitskreis Energie. Der Stiftungsrat des Preußen-Museums Minden war bis zur Übernahme des Museums durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ein weiteres Aufgabenfeld.
„Die Kultur in Minden und in der Region hat und liegt mir immer noch sehr am Herzen“, betont von Wrisberg. Als der damalige Bürgermeister Reinhard Korte (CDU) gemeinsam mit der damaligen Kämmerin Gabriele Buchholz aus finanziellen Gründen die Schließung beziehungsweise Zusammenlegung des Mindener Museums mit dem Preußen-Museum auf der Agenda hatten, lief die Ratsfrau Sturm gegen die Überlegungen. „Wir konnten verhindern, dass aus dem Museum eine Heimatstube wurde.“
Verbraucherberatung mit „One-Woman-Show“ gerettet
Gleiches bei den Überlegungen von Bürgermeister Michael Buhre (SPD), die Schließung der Verbraucherberatung Minden durch Kündigung des Vertrages zwischen Stadt und Verbraucherzentrale voranzutreiben. Edith von Wrisberg warb unter anderem aus der Wirtschaft 10.000 Euro ein und konnte das Ende der Verbraucherberatung verhindern. Buhre kommentierte den Erfolg damals mit den Worten: „Das war eine One-Woman-Show.“ Als auch das Sommerbad zur Diskussion stand, gründete sie im Jahr 2000 den Förderverein Sommerbad mit und trug dazu bei, dass das Bad an der Johansenstraße zu dem wurde, was es heute ist. Ein begehrter Freizeitort in Minden. Grundsteine legte sie zudem mit bei der Fördergesellschaft der Nordwestdeutschen Philharmonie, der Gründung der Musikschule gemeinnützige GmbH. Sie engagierte sich für die Tucholsky-Bühne und trug nach langen und schwierigen Diskussionen mit den Städtischen Betrieben Minden dazu bei, dass die Bühne eine neue Heimat im Fort A fand.
Engagement für Weser als Erholungsort und Rechtes Weserufer
Und dann ist da noch die Weser, die aus Sicht von Edith von Wrisberg in ihrer Bedeutung als Freizeit- und Erholungsort immer noch zu wenig Aufmerksamkeit genießt. Die begeisterte Wassersportlerin ist Mitglied im Mindener Ruderverein und gründete vor zwölf Jahre die Weserfreunde mit, die sich für den Fluss und sein Umfeld engagieren.
Da ist aber auch die Weser als Trennungslinie zwischen dem linken und dem rechten Weserufer, auf dem von Wrisberg seit Jahrzehnten wohnt. Quasi vor ihrer Haustür liegt das Gelände der ehemaligen Glashütte Gerresheim. Hier setzte die ehemalige Kommunalpolitikerin immer wieder den Hebel an, um das Quartier zu entwickeln. Ein Baumarkt, Wohnen am Weserufer, Freizeiteinrichtungen waren häufig Themen, die sie auf den Tisch brachte. „Leider gab es keinen Erfolg, da die Verwaltung alle Projekte immer wieder erfolgreich verhinderte und auf Industrie setzte, die aber gar kein Interesse hatte“, hadert die hartnäckige Frau mit der Stadt. Ganz gibt sie dabei die Ideen aber nicht auf.
Steinmetz: „Edith von Wrisberg wird in der Politik fehlen“
Doch ihre Schwerpunkte haben sich nun verlagert. „Die vielen Jahre politische Tätigkeit mit dem engen Terminkalender haben dazu geführt, dass ich wenig Zeit für meine Enkel hatte. Die will ich nun genießen.“ Wenn es Lockerungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie wieder zulassen, sollen auch der Sport und Begegnungen mit Freunden, Theater- und Konzertbesuchen im Mittelpunkt stehen.
Die Pandemie verhinderte bislang auch, dass Edith von Wrisberg von der Mindener Initiative in einer Feierstunde offiziell verabschiedet werden konnte. Für den Vorsitzenden des Trägervereins der Wählvereinigung, Jürgen Gebauer, und den MI-Fraktionsvorsitzenden Harald Steinmetz steht aber fest: „Das werden wir sobald wie möglich nachholen.“ Der Kommunalpolitiker ist ebenso lange in der MI tätig, wie seine langjährige Mitstreiterin und weiß: „Edith hat mit ihrem Weitblick und ihrer Hartnäckigkeit ungeheuer viel bewirkt. Das wird dem Rat und der Stadt insgesamt sicherlich fehlen.“